Die Geschichte des russischen Porzellans ist wohl auch ein Teil der Weltgeschichte der Kunst und Kultur. Noch vor dreihundert Jahren hatte man in Europa keine Vorstellung, woraus und wie Porzellan gefertigt wird. Erst Anfang des 18. Jarhunderts gelang es in Sachsen die Rezeptur für das „europäische“ Porzellan zusammenzustellen. Der Bau der ersten russischen Porzellanmanufaktur 1744 in Sankt Petersburg beruht auf einer Initiative von Zarin Elizabeth, Tochter Peter des Großen und begann in ihrer Regierungszeit. Das seltene und kostbare Porzellan stand genau so hoch im Kurs wie Gold und wurde demnach als „weißes Gold“ bezeichnet. Mit Porzellan beschenkte man gekrönte Häupter und schmückte Festsäle. Auf Porzellangeschirr servierte man die Speisen bei besonders feierlichen Anlässen, zu denen die Hofdamen an Goldkettchen Porzellanscherben als auserlesenen und allerteuersten Schmuck trugen. In der Anfangsphase haben russische Künstler unter der Leitung von Vinogradov, dem Erfinder einer speziellen Porzellanzusammensetzung, kleinere Porzellanprodukte in kleinen Mengen hergestellt, wie Schnupfdosen, Tassen mit Untertassen und Tafelgeschirr für den Bedarf des Zarenhofes und des Adels. Später waren sie mit größeren Brennöfen in der Lage, nicht nur große Kunstwerke sondern auch größere Mengen herzustellen. Das von der St. Petersburger Manufaktur hergestellte Tafelgeschirr von Katherina der Großen bestand allein aus mehr als 1000 Teilen und trug zur würdigen Ergänzung der prächtigen Zarenpaläste und ihrer Gelage bei. Die unterschiedlichen Epochen des Hauses Romanov und die verschiedenen Kunstepochen wie Frühklassizismus, Hochklassizismus, Historismusperiode und der russische Jugendstil, wie auch die Zeit nach der Oktoberrevolution fanden sich auch als Abbild in der Produktion der Königlichen Porzellanmanufaktur und dann nach der Umbenennung, in der Lomonosov Porzellanmanufaktur wieder. Da die Manufaktur der Zarenfamilie gehörte, waren für St. Petersburger Porzellanmanufaktur immer die besten Künstler Russlands und Europas tätig, Geschaffen von Meistern ihres Faches, von Virtuosen und Künstlern der Materialbeherrschung, bezauberten die St. Petersburger Porzellanerzeugnisse sowohl die russischen Zaren wie auch die europäischen Monarchen und die orientalischen Scheichs. Bis 1917 war die Königliche Porzellanmanufaktur im Besitz des Hauses Romanov, 1925 wurde sie in "Lomonosov" Porzellanmanufaktur umbenannt. Anfang des 20. Jahrhunderts brachte sie als erste in ganz Europa avantgardistische, auch suprematistische Porzellanstücke nach den Entwürfen Malewitsch's, auf den Markt. Neben Malewitsch waren zahlreiche andere russische Künstler der Avantgarde wie Kandinskij und Tatlin an der künstlerisch experimentellen Gestaltung der Porzellankunstwerke beteiligt. Sie entwarfen ungewöhnliche geometrische Formen und kühle Farbkombinationen wie es keine andere Porzellanmanufaktur Europas wagte. Auch heute schaffen viele talentierte Künstler an der Lomonosov Porzellanmanufaktur und zaubern "Kunststücke" aus Porzellan mit unterschiedlichstem Dekor, die in die Serienfertigung eingehen. |